Dieser Artikel ist Teil des Features „Das Berliner Schloss 2.0. Beton und Barock

Auf zu neuen Ufern – An der Spree entsteht ein neuer Stadtraum

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Über die Jahrhunderte hinweg war das Spreeufer auf der Ostseite des Berliner Schlosses nicht zu betreten. Das Schloss stand direkt am Ufer. Wie beim Berliner Dom gab es nur einen schmalen Durchgang, der aber nicht öffentlich zugänglich war. Auch der Palast der Republik war direkt an die Spree gebaut und ließ nur einen schmalen Uferweg frei. Erst mit dem Entwurf von Architekt Franco Stella, der diesen vorbarocken Teil des Schlosses nicht wiederaufbauen wollte, sondern stattdessen seinen modernen Ostflügel vom Spreeufer abrückte, wird hier ein neuer Stadtplatz möglich.

Dessen Gestaltung liegt als Teil der Freiflächen rund um das Humboldt Forum in den Händen der Kommune, also des Landes Berlin. Durchgeführt werden die Baumaßnahmen im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme Hauptstadt Berlin – Parlaments- und Regierungsviertel von der DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH.

Im Auslobungstext für den Freiraumwettbewerb für das Humboldt Forum im Jahr 2012 machte das Land Berlin klare Vorgaben für den zukünftigen Umgang mit diesem Stadtraum. Die neuen Plätze rund um das Humboldt Forum sollten eine hohe Aufenthalts- und Erlebnisqualität haben und dabei vor allem hier am Ufer der Spree eine sichere und barrierefreie Wegeverbindung garantieren.

Die nördliche Rampe an der Liebknechtstraße ist gut 80 Meter lang. Wer sie nutzt, überwindet einen Höhenunterschied von gut 4,40 Metern. Die südliche Rampe wiederum erschließt mit einer Länge von ca. 90 Metern den Höhenunterschied von ca. 4,80 Metern zwischen Rathausbrücke und Uferbereich. An der Liebknechtbrücke kann man zusätzlich über eine großzügige Treppenanlage zum Spreeufer hinuntergelangen.

 

Die „Spreeterrasse“ lädt direkt am Flussufer zum Verweilen ein.

Der stadtöffentliche Raum vor der östlichen Fassade des Humboldt Forums wird so in zwei Ebenen gegliedert: die obere, der sogenannte „Spreebalkon“, schließt ebenerdig an das Humboldt Forum an. Die „Spreeterrasse“ unten knapp über dem Wasserspiegel lädt direkt am Flussufer zum Verweilen ein.

Vom Spreebalkon aus schweift der Blick über die Spree in Richtung Osten zum grünen Marx-Engels-Forum, zur Marienkirche, auf den Alexanderplatz oder zum Berliner Rathaus. Im Erdgeschoss des Humboldt Forums ist an dieser Ecke ein großes Restaurant vorgesehen, das bei entsprechender Witterung natürlich auch Tische und Stühle draußen anbietet. Im Sommer kann man hier, bis es mittags zu heiß wird, die Sonne genießen und dann am Nachmittag im Schatten ausruhen.

Die vorgelagerten Spreeterrassen hingegen werden die Möglichkeit bieten, direkt am Wasser entlang zu flanieren oder sich im Schatten der neu gepflanzten Trauerweiden aufzuhalten. Die Stützwände werden übrigens mit dem gleichen Sandstein verkleidet, aus dem auch die neue Uferwand errichtet wird. Wer sich dem Ensemble zukünftig also vom anderen Spreeufer aus nähert, der wird die Ostseite des Humboldt Forums in einem einheitlichen Erscheinungsbild genießen können.

Autor*in
Mike Kühn

Mike Kühn ist seit Januar 2015 als Projektleiter bei der DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft für die Umfeldgestaltung des Humboldt Forums verantwortlich.