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"Vinyago. Tanz jenseits kolonialer Biografien"
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss: Foto/ Stefanie Loos

VINYAGO kombiniert Ausstellung, Tanz, Musik und Videokunst zu einer raumfüllenden Installation. Im Zentrum stehen Künstler*innen aus Tansania im Dialog mit ostafrikanischen Masken aus der Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin. Der Großteil der Sammlung stammt aus der Zeit des deutschen Kolonialismus (1885–1918). Die Masken wurden ursprünglich in einem spirituellen, performativen Kontext verwendet. Heute fristen sie als Teil von Sammlungen ein Dasein in Stille, Dunkelheit und klinischer Sauberkeit.

Ausgangspunkt für das Projekt war eine intensive Auseinandersetzung mit Kultur der Masken, Kolonialismus und Kolonialität sowie Museumspraxis in Tansania und Deutschland. Die künstlerische Leitung führte zahlreiche Interviews und intensive Recherchen in Tansania und Deutschland, die mit den Tänzer*innen und Musiker*innen geteilt wurde und die in der Ausstellung in Form von Statements zu erleben ist. Die Künstler*innen hatten von Beginn an den Wunsch, Masken aus der Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin in der Performance zu verwenden. Dies steht im Gegensatz zum musealen Konzept der Konservierung. Die Installation ist Ergebnis eines Kompromisses, in dem fünf dieser Masken aus der Sammlung in Vitrinen ausgestellt werden. Sie stehen im Spannungsverhältnis zu 24 zeitgenössischen Masken, die eigens für Vinyago von Bernard Piusi, einem angesehenen Makonde-Schnitzer im Süden von Dar es Salaam, angefertigt wurden. Als Inspirationsquelle diente ihm dabei der historische Katalog „Ostafrikanische Plastik“ von 1990, der in der Ausstellung reproduziert und einsehbar ist.

In insgesamt 13 Performances setzten sich 13 Tänzer*innen und Musiker*innen aus Tansania mit dem Blick der Besucher*innen und Zuschauer*innen auseinander, der koloniale Logiken reproduzieren kann. In diesem gespiegelten und gebrochenen Blick wandelt sich die Maske  als bloßes Objekt in seiner Materialbeschaffenheit zum Subjekt und Symbol für all das, wofür es im herkömmlichen Museum keinen Raum gibt – Bewegung, Veränderung und Leben.

Einen Eindruck dieser Performances können Sie noch bis zum 8. Januar 2023 gewinnen: Zeitgenössische und historische Masken sind sowohl als Ausstellung als auch in einem 75-minütigen Video der Performance zu erleben. Werden Sie Zeuge der Entwicklung des Projekts, der Auseinandersetzung mit dem Humboldt Forum und den Sammlungen des Ethnologischen Museums. Die Ausstellung dokumentiert die Spur einer kollektiven Erinnerungsarbeit, in der diverse Stimmen aus Tansania und Deutschland hör- und sichtbar werden und kolonialen Narrativen entgegentreten.

Die Ausstellung ist zu den regulären Öffnungszeiten bei freiem Eintritt erlebbar. Kopfhörer-Ausgabe am Eingang im Foyer.

BETEILIGTE

Band

Performer*innen