Goethe-Medaille Preisträger*innen im Gespräch in Berlin
{{ time.start_TS | TS2dateFormat('MMM') }}
{{ time.start_TS | TS2dateFormat('YYYY') }}
kostenfrei |
Anmeldung erforderlich |
ab 16 Jahre |
Deutsch, Englisch |
Saal 3, EG |
Die Preisträger*innen der Goethe-Medaille 2025 stellen sich in Berlin dem Gespräch: Die Germanistin und Sprachvermittlerin Li Yuan aus China, der belgische Autor und Historiker David Van Reybrouck sowie stellvertretend für den inhaftierten türkischen Kulturförderer Osman Kavala seine Ehefrau, die Sozialwissenschaftlerin Ayşe Buğra. Unter dem Titel „Gestalten. Vernetzen. Verbinden.“ sprechen Preisträger*innen der Goethe-Medaille über ihr Engagement für Kultur, Bildung und Zivilgesellschaft.
Seit 1955 verleiht das Goethe-Institut einmal im Jahr die Goethe-Medaille als offizielles Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Goethe-Medaille werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in besonderer Weise um die Vermittlung der deutschen Sprache sowie den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben. Die Goethe-Medaille ist der wichtigste Preis der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik der Bundesrepublik Deutschland.
Moderiert wird das Gespräch von der Autorin und Journalistin Shelly Kupferberg.
Das Gespräch findet in deutscher und englischer Sprache mit simultaner Übersetzung statt. Im Anschluss sind alle Anwesenden zu einem Empfang eingeladen.
Mehr Informationen zur Goethe-Medaille und den diesjährigen Preisträger*innen finden Sie hier.
Beteiligte
David Van Reybrouck ist Autor, Historiker und Archäologe. Als einer der führenden Intellektuellen Belgiens und Europas setzt er sich für die Förderung demokratischer Resilienz sowie ein umfassendes Geschichtsverständnis ein. Van Reybrouck studierte Philosophie und Archäologie an der Katholischen Universität Leuven und Cambridge und promovierte an der Universität Leiden.
Im Jahr 2010 veröffentlichte er sein vielfach prämiertes Buch Kongo. Eine Geschichte. Für Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt (2022) wurde Van Reybrouck 2023 unter anderem mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Mit Archivmaterial, zahlreichen Zeitzeugeninterviews und persönlichen Beobachtungen vermittelt er Kenntnisse über lokale Geschichten und Perspektiven, die in Europa sonst wenig Beachtung finden, und legt die zum Teil noch vielfach verdrängte gewaltvolle Geschichte des europäischen Kolonialismus offen.
2011 gründete Van Reybrouck die Initiative G1000, eine Plattform für demokratische Innovation, Bürgerbeteiligung und Partizipation. Sein Werk Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist (2016), in dem er darlegt, wie deliberative Demokratie weiterentwickelt werden kann, fand weltweit große Aufmerksamkeit. Sein Vorschlag, per Losverfahren gewählte Bürgerversammlungen einzuberufen, stieß auf großes Interesse und löste in mehreren europäischen Ländern eine Welle von Bürgerversammlungen aus. In Deutschland wurde das Konzept der Bürgerräte 2024 mit dem „Bürgerrat Ernährung“ erstmals auf Bundesebene erprobt. Van Reybrouck wirkte in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, in Paris sowie in Brüssel an der Gestaltung der weltweit ersten ständigen Bürgerversammlungen mit.
David Van Reybrouck war 2016–2017 DAAD-Stipendiat in Berlin. Er ist Ehrenpräsident von PEN Vlaanderen und setzt sich in dieser Rolle insbesondere für Autor*innen ein, die in ihren Heimatländern verfolgt werden. Im Jahr 2025 wurde Van Reybrouck zum Denker der Nederlanden – dem Philosophenpreisträger der Niederlande und Flanderns – ernannt. Dieser Ehrentitel wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten verliehen, die durch Essays, Meinungsbeiträge, Vorträge oder Interviews die gesellschaftliche Debatte in den Niederlanden und Flandern bereichern.
Osman Kavala ist ein Kulturförderer, der sich für den interkulturellen Dialog, künstlerische Zusammenarbeit und regionale Friedensförderung in der Türkei einsetzt. Durch die Gründung und Förderung von Initiativen in der Türkei und Europa hat er die Kulturlandschaft entscheidend mitgeprägt.
Als Gründer von Anadolu Kültür, einer Nichtregierungsorganisation, die an den Schnittstellen von Kunst und Kultur, Zivilgesellschaft und Menschenrechtsverteidigung arbeitet, hat er Plattformen wie Depo in Istanbul und das Diyarbakır Arts Center für Kulturschaffende gegründet, die eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit ermöglichen und unabhängige Räume für künstlerische Arbeit zur Verfügung stellen. Seine Arbeit konzentriert sich auch auf die Förderung von Netzwerken zwischen Kulturorten in Anatolien und Kultureinrichtungen in Europa durch Programme wie TANDEM, das langfristige künstlerische Partnerschaften unterstützt, und Spaces of Culture, ein Kunstförderprogramm, das vom Goethe-Institut geleitet wird. Osman Kavala ist Mitbegründer der Vereinigung zum Schutz des kulturellen Erbes, die sich für den Schutz gefährdeter historischer Stätte und Artefakte einsetzt. Durch Initiativen wie die armenisch-türkische Kinoplattform und das armenisch-türkische Jugendsinfonieorchester hat er den grenzüberschreitenden Kulturaustausch entscheidend gefördert.
Sein lebenslanges zivilgesellschaftliches Engagement basiert auf der Überzeugung, dass Kunst und Kultur für den Dialog, das gegenseitige Verständnis und die Schaffung einer gerechteren und integrativeren Gesellschaft von entscheidender Bedeutung sind.
Ayşe Buğra ist Sozialwissenschaftlerin, Autorin und eine prominente akademische Persönlichkeit aus der Türkei. Sie promovierte in Volkswirtschaftslehre an der McGill University und ist derzeit emeritierte Professorin für Politische Ökonomie an der Boğaziçi-Universität in Istanbul. Während ihrer Zeit an der Boğaziçi-Universität lehrte und publizierte sie in den Bereichen Entwicklungsforschung, Sozialpolitik, Staat-Wirtschafts-Beziehungen sowie zur sozioökonomischen Geschichte der modernen Türkei. Von 2004 bis 2017 war sie Gründungsdirektorin des Social Policy Forum, eines interdisziplinären Forschungszentrums an der Boğaziçi-Universität.
Ihr jüngstes Buch Social Policy in Capitalist History: Poverty, Work and Society erschien 2024. Zu ihren Veröffentlichungen über Politik und Wirtschaft zählen unter anderem State and Business in Modern Turkey: A Comparative Study sowie New Capitalism in Turkey: The Relationship between Politics, Religion and Business.
Für ihre wissenschaftlichen Leistungen erhielt Buğra zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Celso-Furtado-Preis für Sozialwissenschaften der TWAS (World Academy of Sciences), den Duygu-Asena-Frauenrechtspreis des türkischen PEN-Zentrums, den nationalen Sedat-Simavi-Preis für ihr Werk über Staat und Wirtschaft in der Türkei sowie den Abdullah-Kuran-Ehrenpreis der Boğaziçi-Universität.
Sie ist Mitglied der türkischen Wissenschaftsakademie und gehört dem Beirat des International Karl Polanyi Institute an der Concordia University in Montreal an.
Li Yuan ist Germanistin und Expertin für Deutsch als Fremdsprache. Sie leitet die Fakultät für Asiatische und Europäische Sprachen, das Institut für Deutschlandstudien und ist Direktorin des Zentrums für Global Competence an der Zhejiang Universität in der Volksrepublik China.
Li Yuan promovierte an der Technischen Universität Berlin und absolvierte dort mit dem Humboldt-Stipendium ein Post-Doc-Studium.
Sie leistet im Bereich der Fremdsprachenerwerbsforschung wegweisende Arbeit, indem sie moderne Methoden der empirischen Datenanalyse anwendet, um Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts in China kontinuierlich zu verbessern. Neben der Entwicklung innovativer Formate steht die Nachwuchsförderung im Zentrum ihrer Arbeit, um dem enormen Interesse für das Fach Deutsch als Fremdsprache in China zu begegnen. Durch eine Vielzahl von Fortbildungsseminaren trägt sie aktiv zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Fachs bei. Ein von ihr initiiertes Forschungskolloquium fördert den Austausch zwischen deutschen und chinesischen Wissenschaftler*innen. Brücken zwischen China und Deutschland bzw. Österreich baut sie auch für den DAAD und das Programm Kultur und Sprache des österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ihre Forschungs- und Lehrleistungen wurden in China mehrfach ausgezeichnet.
Shelly Kupferberg, 1974 in Tel-Aviv geboren, wuchs in West-Berlin auf. Sie studierte Publizistik, Theater- und Musikwissenschaften in Berlin. Neben zahlreichen Beiträgen für die ARD moderiert sie seit 30 Jahren Kultur-, Literatur und Gesellschaftsmagazine (DLF Kultur und radio3/rbb). Neben ihren regelmäßigen Live-Radiosendungen moderiert sie Konzerte, Lesungen und Tagungen, sowie Veranstaltungen für Kultureinrichtungen und Festivals. Im Herbst 2022 erschien ihr literarisches Debüt Isidor bei Diogenes und stand auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, eine Theateradaption des Buches ist für das Burgtheater Wien derzeit in Arbeit, Uraufführung ist im Februar 2026, Regie Philipp Stölzl.
Partner
Die Veranstaltung ist ein gemeinsames Projekt des Goethe-Instituts und Holtzbrinck Berlin. In Kooperation mit der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.
