Für einen kurzen Moment synchron
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Autor*innen und Kulturschaffende lesen Texte, die das Gewicht der Zeit tragen – um ihr etwas entgegenzusetzen.
Seit dem Ausbruch des russischen Kriegs gegen die Ukraine, seit dem Angriff der Hamas auf Zivilist*innen im Süden Israels vom 7. Oktober 2023 und dem folgenden Krieg der israelischen Armee gegen die Menschen in Gaza, seit den Präsidentschaftswahlen in den USA und den jüngsten politischen Entwicklungen in Deutschland empfinden viele Menschen großen Handlungsdruck. Zugleich ziehen sich viele, die sich lange für Zusammenhalt und Verständigung eingesetzt haben, zurück. Die meisten verspüren Verzweiflung, fühlen sich hilflos und orientierungslos, haben zum Teil auch das Gefühl, nicht sprechen zu dürfen.
Das gilt auch und gerade für „Menschen des Wortes“, die momentan vielleicht eine besondere Verantwortung empfinden, ihre Stimme gegen Entrechtung, Verhärtungen und diskursive Verengungen sowie gegen zunehmende strukturelle, psychische und physische Gewalt zu erheben. Auch unter den Menschen des Wortes nehmen aber die Differenzen aufgrund von Erfahrungsunterschieden und daraus resultierenden unterschiedlichen Einschätzungen der Lage zu. Die Schriftsteller*innen und Autor*innen Luna Ali, Maryam Aras, Katja Artsiomenka, Priya Basil, Lena Gorelik, Teresa Koloma Beck, Annika Reich und Insa Wilke zeigen, dass es immer noch und immer wieder Verbindungen gibt: Indem sie literarische Texte anderer Autor*innen mitbringen, die für sie in der Lage sind, das Gewicht der Zeit zu tragen und Wege aus ihr heraus zu weisen oder auch nur derzeitige innere Zustände zu synchronisieren. Ein Abend, der sich Vergangenheit, Gegenwart und – im Miteinander – doch auch einer Zukunft zuwendet.
Ablauf
16:30 Uhr bis 17:30 Uhr: WARM UP mit Musik
17:30 Uhr bis 19:00 Uhr: LESUNG ZUR ZEIT
19:00 Uhr bis 20:00 Uhr: AUSKLANG mit Scampylama Sound
Beteiligte
Luna Ali, geboren 1993 in Syrien, studierte Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis in Hildesheim, Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut und Anthropologie an der Universität Leipzig. Sie arbeitete als Autorin u. a. an Produktionen an den Schauspielhäusern Düsseldorf, Dortmund, Hannover sowie in Berlin. 2023 erhielt sie das Arbeitsstipendium für deutschsprachige Literatur der Berliner Senatsverwaltung. 2024 erschien ihr Debütroman „Da waren Tage“ bei S. Fischer. Sie lebt mit ihren fünf Mitbewohner*innen in Berlin.
Maryam Aras, geboren in Köln, ist Autorin, Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin. Sie schreibt Essays und Literaturkritik, kuratiert und moderiert Literaturveranstaltungen. Außerdem arbeitet sie als Übersetzerin und Vermittlerin persischsprachiger Lyrik und Prosa. Im März 2025 erschien bei Claassen ihr literarischer Langessay „Dinosaurierkind“ , für den sie das Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW erhielt.
Katja Artsiomenka, Professorin für Journalismus an der Media University of Applied Sciences in Köln und freie Hörfunkautorin. 2021-2023 moderierte sie außerdem die politische Talk-Show bei der Deutschen Welle »Auf den Punkt« (»W samuju tochku«) für Belarus über Belarus. Ihr Essay „Die Erfahrung der Ohnmacht verändern alles“ (10nach8 /Zeit Online) ist für den European Press Prize 2023 in der Kategorie „Öffentlicher Diskurs“ nominiert. In diesem Beitrag geht die Autorin der Frage nach, warum vor allem Diktatoren, aber nicht die Demokratiebewegungen von der Globalisierung profitieren. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie u.a mit dem Europäischen CIVIS-Medienpreis ausgezeichnet. Katja Artsiomenka ist 2004 aus Belarus nach Deutschland ausgewandert.
Priya Basil ist Autorin und Kuratorin der Humboldt-Forum-Reihe Objekte widersprechen. In ihrem Buch Be My Guest/Gastfreundschaft (2019) verbindet sie Memoiren, Philosophie, Essen und Politik zu einer Reflexion über Gastfreundschaft im weitesten Sinne. Ihr jüngstes Buch Im Wir und Jetzt: Feministin Werden (2021) verbindet Politik mit dem Persönlichen, ebenso wie ihr Filmessay über Erinnerungskultur und Zugehörigkeit, Eingeschlossen / Ausgeschlossen (2020), der online zu sehen ist.
Sie ist Mitbegründerin und Vorstandsmitglied von WIR MACHEN DAS, einer NGO, die mit Flüchtlingen und MigrantInnen für eine integrativere Gesellschaft arbeitet. Priya ist außerdem Mitglied des Beirats des European Center for Constitutional and Human Rights. Sie hat Projekte für verschiedene Institutionen konzipiert und kuratiert, unter anderem für das Goethe Institut und das Internationale Literaturfestival Berlin. Von 2021 bis 2023 war Priya International Writer in Residence für Mindscapes, ein Projekt des Wellcome Trust UK, das die Art und Weise verändern soll, wie wir psycho-soziale Gesundheit verstehen, darüber sprechen und behandeln. Im Rahmen dieses Projekts unternahm Priya eine mehrjährige Forschungsreise über sechs Kontinente hinweg, um die verschiedenen Auffassungen von Wohlbefinden und Heilpraktiken kennenzulernen. Im Jahr 2024 ist Priya Writer in Residence bei Wellcomes nächstem Projekt Klima und Gesundheit. Sie arbeitet derzeit an einem neuen Buch, das auf ihren Forschungen und Reisen basiert.
Lena Gorelik, geb. 1981 in Sankt Petersburg, Russland, schreibt Romane, Theaterstücke und Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, u. a. für SZ und ZEIT. Nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolvierte sie den Elitestudiengang „Osteuropastudien“. Ihr erster Roman Meine weißen Nächte (2004) wurde als Entdeckung gefeiert, ihr zweiter Roman Hochzeit in Jerusalem war nominiert für den Deutschen Buchpreis 2007. Im März 2011 erschien Lieber Mischa, im März 2012 das erste Sachbuch, Sie können aber gut Deutsch. 2014 folgte der Roman Die Listensammlerin, 2015 Null bis Unendlich und 2017 ihr Coming-of-Age-Roman Mehr schwarz als lila (nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis). 2019 wurde ihr erstes Theaterstück Everydays Life with Monstergirls uraufgeführt, 2020 feiert die von ihr dramatisierte Fassung ihres Romans Mehr schwarz als lila am Residenztheater in München Premiere. Nach ihrem jüngsten Roman Wer wir sind (2021) folgte die Verschriftlichung der Poetikdozentur im Literaturhaus Hannover (Ich schreibe, weil ich glaube, ich bin, 2024) und der Sammelband Trotzdem sprechen (2024). Die Autorin wurde u. a. mit dem Ernst-Hoferichter-Preis, dem Marieluise-Fleißer-Preis und dem Heinrich-Mann-Preis für Essayistik ausgezeichnet.
Teresa Koloma Beck ist Soziologin und forscht zum Alltag in Krisen- und Kriegskontexten, zu gesellschaftlicher Transformation und Globalisierung. Dabei interessiert sie sich besonders für die Bedeutung kolonialer und imperialer Geschichte in den Gesellschaften der Gegenwart und forschte dazu ethnographisch in Angola, Mosambik, Afghanistan und Deutschland. Sie ist Professorin für Soziologie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und als Expertin auch außerhalb des akademischen Elfenbeinturms unterwegs.
Annika Reich, 1973*, lebt in Berlin, wo sie Philosophie und Ethnologie studierte. Sie ist Schriftstellerin und Aktivistin und hat diverse Kulturprojekte (mit)gegründet und geleitet, wie die ZEIT Online-Kolumne 10nach8, die Afghanistan-Kolumne in der WOZ, das Netzwerk der 100 Frauen, das Aktionsbündnis WIR MACHEN DAS sowie das preisgekrönte, international tätige Literaturportal für Autor*innen aus Kriegs- und Krisengebieten Weiter Schreiben. Als Autorin debütierte sie 2003 mit Teflon bei Suhrkamp. Im Hanser Verlag erschienen die Romane Durch den Wind (2010), 34 Meter über dem Meer (2012), Die Nächte auf ihrer Seite (2015), ihre Kinderbücher Lotto macht, was sie will! (2016) und Lotto will was werden (2018). Ihr letzter Roman Männer sterben bei uns nicht (2023) erschien im Hanser Berlin Verlag.
Insa Wilke ist Literaturkritikerin. Sie schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung und den deutschen Rundfunk. Bis 2024 war sie Mitglied des lesenswert quartetts im SWR Fernsehen. Anfang des Jahres sorgte sie mit ihrer eigenen Literaturplattform Café lit für Aufmerksamkeit. Mehr Informationen unter: www.insawilke.de und www.cafelit.de.
Dr. phil. Patrick Helber hat in Tübingen und Dublin Geschichte und Politikwissenschaft studiert und 2014 in Neuerer und Neuester Geschichte in Heidelberg promoviert. In seinem Buch „Dancehall und Homophobie“ geht es um postkoloniale Perspektiven auf die Geschichte und Kultur Jamaikas. Er lebt in Berlin, arbeitet im Ethnologischen Museum als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Bildung und Vermittlung und ist Moderator einer Radiosendung über karibische Populärkultur. Darüber hinaus legt Patrick Helber unter dem Namen Scampylama Sound seit 2003 Reggae, Ska und Dancehall auf Vinyl auf.