Dieser Artikel ist Teil des Features „Starke Typen. Wilhelm und Alexander von Humboldt

Baskisch, Griechisch, Austronesisch

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In Paris begegnete Wilhelm von Humboldt – zunächst nur in Büchern – der baskischen Sprache, die sich zutiefst von den anderen europäischen Sprachen unterscheidet, und er fragt nach den Auswirkungen solch tiefer Sprach-Differenz auf den denkenden Menschen. (…) Dem Baskischen gelten zwei Forschungsreisen ins Baskenland und seine ersten sprachwissenschaftlichen Analysen. Den verschiedenen „Weltansichten“ oder der „Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues“ ist Humboldt dann sein ganzes Leben lang auf der Spur. Gleichzeitig mit den baskischen Studien plante er eine Darstellung des Griechischen, widmete sich dann aber den amerikanischen Sprachen. Sein Bruder Alexander hatte Grammatiken und Wörterbücher aus Amerika mitgebracht, über die Wilhelm eine Abhandlung für das große Reisewerk Alexanders schreiben sollte.

Vom Chinesischen, den ägyptischen Hieroglyphen, dem Sanskrit gelangt Humboldt schließlich zu den austronesischen Sprachen, den „Sprachen der Südsee“, die sein unvollendetes Hauptwerk, „Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java“, behandelt. Die Einleitung, die unter dem Titel „Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts“ posthum 1836 erscheint, enthält die Summe seiner sprachphilosophischen und sprachwissenschaftlichen Einsichten.

Autor*in
Jürgen Trabant

Prof. em. Dr. Jürgen Trabant war Professor für Sprachwissenschaft am Institut für Romanische Philologie der Freien Universität Berlin. Er forscht über Sprachwissenschaft, Sprachpolitik, Semiotik und Sprachphilosophie.