Mit Arbeiten von

Imad Alfil, Bar Esh, Paulin Fichtner & Conrad Kunze, Quang Vinh Giang, Mohamad Halbouni & Aline Suter, Melis Kiran, Hami Mehr, Jasmin Sermonet, Inyeong Song, Raras Umaratih, Jelisa Weber

 

Wie kann man künstlerisch über die Spuren kolonialer Gewalt nachdenken? Wie kann man in einem ethnologischen Museum intervenieren, während die Rückgabe der geraubten materiellen Kultur stattfindet? Wie kann man spekulative Zukünfte entwerfen?

In Auseinandersetzung mit diesen Fragen finden neue Kunstwerke in einer Vielzahl verschiedener Medien und Formate (Performance, Installation, Druck, Skulptur, Malerei, Video und VR) ihren Weg ins Ethnologische Museum. MINGLED LIVING FORCES, der Titel der Intervention, ist ein Zitat aus Suzanne Césaires DISCONTENT OF A CIVILIZATION (1), in dem sie dazu aufruft, eine neue Zukunft zu schaffen. Als Hommage an ihre Lehren folgt die mehrmonatige Intervention ihrem Text, der sowohl eine analytische Studie einer Gegenwart/Vergangenheit als auch eine poetische Behauptung für die Möglichkeit von etwas Neuem ist. MINGLED LIVING FORCES bezieht sich auch auf unser Zusammentreffen während dieser letzten Monate: ein Zusammentreffen verschiedener Völker, ein Zusammentreffen mit Texten, ein Zusammentreffen mit den Bewohnern des Museums. Es ist die Vermischung dieser Kräfte, die wir beschwören.

Über diese Beschwörung hinaus hat diese Intervention mehrere konzeptionelle Ansatzpunkte: Sie untersucht die Daseinsberechtigung des Museums, indem sie sich künstlerisch damit auseinandersetzt, was es bedeutet, innerhalb eines Rahmens von Herrschaft zu sammeln und auszustellen; sie nähert sich der Aufrechterhaltung kolonialer Verletzungen durch das Museum in materiellen und klanglichen Interventionen. Durch räumliches Zeichnen beschäftigt sie sich mit künstlerischen Spekulationen als Mittel, ein zukünftiges Museum zu bewohnen, sobald Wesen und materielle Kultur zurückgegeben werden.

Die Intervention präsentiert diese künstlerischen Arbeiten in einem bereits bewohnten Raum und tritt in einen Dialog mit den Materialien und Dokumenten, die in Leerstellen.Ausstellen ausgestellt sind – einer temporären Ausstellung innerhalb des ethnologischen Museums, deren Anliegen und Herangehensweise an die Kolonialgeschichte unserer Meinung nach dauerhaft gemacht werden sollte. Die Überlagerung von MINGLED LIVING FORCES und Leerstellen.Ausstellen, mit ihren Begegnungs- und Kollisionspunkten, ist letztlich ein Experiment des räumlichen Dialogs zwischen Objekten, Körpern und Ausstellungspraktiken.

MINGLED LIVING FORCES entstand im Rahmen der Tandem-Seminare „Colonial Presents: Künstlerisches und kuratorisches Befragen“ und „Zeichnen Farbe Fläche – Spatial Drawing“ an der weißensee hochschule für kunst und design berlin im Wintersemester 2022 /23.

Kuratorische Entwicklung & Lehre
Juana Awad, Elaine Bonavia

Kuratorische Unterstützung
Bar Esh, Raras Umaratih“

 

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(1) s. Césaire, Suzanne. „Discontent of a Civilization“, trans. Penelope Rosemont, in Surrealist Women: An International Anthology, ed. Penelope Rosemont, Austin: University of Texas Press, 1998, pp 129-133. In diesem Sammelband wird Suzanne Césaire von Rosemont als „ein*e der brillantesten und gewagtesten Theoretikerinnen des Surrealismus“ (S. 126) beschrieben, die zusammen mit Cunard „die Kritik des Surrealismus am Rassismus entwickelte“ (S. l) und der ein großer Teil des Verdienstes zukommt, einige der wichtigsten Entwicklungen des Surrealismus in den vierziger Jahren angestoßen zu haben“ S. 123

 

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