Sinn. Form. Widerstreit
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kostenfrei |
Saal 2, EG |
Geschichte und Architektur des Ortes |
Das Humboldt Forum stand und steht im Zentrum zahlreicher Debatten. Seit den ersten Ideen und Planungen wird auch über den Sinn und die Ästhetik seiner Architektur gestritten und verhandelt. So vielschichtig die Diskurse, so vielgestaltig ist das Gebäude selbst, von außen eine teilrekonstruierte Barockfassade, von innen ein hochmodernes Gebäude, ein ganzjährig zugänglicher Kulturort und ein öffentliches Stadtquartier inmitten Berlins. Zweifellos ist es eine Architektur, die in seiner Widersprüchlichkeit zur Auseinandersetzung einlädt: Einerseits eine Teilrekonstruktion eines Stadtschlosses, der auf eine vergangenen Monarchie verweist mit Symbolen der Macht, andererseits ein öffentlicher, demokratischer und international ausgerichteter Kulturort, ein modernes Gebäude mit dauerhaft eingearbeiteten zeitgenössischen Kunstwerken, die an den Kolonialismus erinnern, den Palast der Republik reflektieren und Botschaften des Miteinanders senden.
Seit nunmehr drei Jahren ist das Humboldt Forum ein Ort, das täglich von zahlreichen Besucher*innen genutzt wird. Sie erleben über das ganze Jahr ein vielfältiges Kulturprogramm, das sie miteinander und mit der Welt in Verbindung bringt. Nun sind es die Besucher*innen, die den Ort prägen und die Bedeutung des Gebäudes über ihre Erlebnisse mit definieren.
Der formelle Abschluss der Baumaßnahmen des Humboldt Forum ist der Anlass, Akteure und Beteiligte zusammenzubringen: Bildhauer*innen, zeitgenössische Künstler*innen, Architekt*innen, Städteplaner*innen, Nachhaltigkeitsspezialist*innen, Historiker*innen, Kurator*innen, Kulturexpert*innen und Mitarbeiter*innen. Das Publikum ist herzlich eingeladen, mit all diesen Expert*innen auf Augenhöhe ins direkte Gespräch zu kommen.
Die Tischgespräche finden in annähernd gleicher Besetzung um 12.30 Uhr und 16:00 Uhr in Saal 2 statt. Zugang über das Große Foyer. Dauer jeweils 90 Minuten bei einmaligem Wechsel des Tisches. Die Besucher*innen können die Tische frei wählen und sind eingeladen, sich am Gespräch zu beteiligen. Die Gespräche finden fast alle in deutscher Sprache statt. Der Eintritt ist frei.
Anmoderation: Generalintendant Hartmut Dorgerloh, Anke Schnabel, Bereich Geschichte des Ortes
Tischgespräche
Generalintendant Hartmut Dorgerloh und Vertreter*innen der Initiative Schlossaneignung über Widersprüche als Energiequelle für das Programm
12.30 Uhr (in englischer Sprache): Larry Bonchaka, Künstler, Teilnehmer am Wettbewerb der Initiative Schlossaneignung im Gespräch mit Hartmut Dorgerloh
16.00 Uhr: Philipp Oswalt, Architekt und Architekturtheoretiker, Mit-Initiator der Initiative Schlossaneignung im Gespräch mit Hartmut Dorgerloh
Auch nach der Baufertigstellung wird das Humboldt Forum und seine Fassade, aber auch seine Sammlungen und sein Programm, Gegenstand von kritischen Diskussionen bleiben.
Philipp Oswalt gehört zu den 30 Initiatoren der Initiative Schlossaneignung. Diese will an die verdrängten historischen Spuren vor 1700 und nach 1918 erinnern und hat einen Ideenaufruf für künstlerische Interventionen an der Fassade durchgeführt.
Der ghanaische Künstler Larry Bonchaka hat für die Balustrade 32 übergroße Repliken einer westafrikanischen Puppe erfunden und einen neuen Spruch für das Band unter der Kuppel.
Shadows of the weeping steal across the skies- relics in crisis, 1960-2030 – Schlossaneignung
mit den Künstler*innen Christiane Delllbrügge, Ralf de Moll und Tim Trantenroth
Die Architektur des Humboldt Forums ist nicht nur ein Rekonstruktionsprojekt und ein Bau für Sammlungen und Programm. Es gibt auch sieben Werke der Kunst am Bau, ein achtes kommt demnächst an der der Fassade hinzu. Diese Kunstwerke sind auch als Kommentar zur Geschichte des Ortes und der Architektur des Hauses zu verstehen. Vom Künstlerduo Dellbrügge & de Moll stammt der Fries „Die Architekten“ im Kleinen Foyer. Tim Trantenroth hat in einem Treppenhaus das Wandbild „Ohne Titel“ aufgebracht, seine Sicht auf die Fassade des Palastes der Republik.
mit Anne Kühne, Senatsbauverwaltung, Hauptstadtreferat und Ellen Kallert, bbz Landschaftsarchitekten
Zum Humboldt Forum gehört nicht nur das Gebäude mit den teilrekonstruierten Fassaden, sondern auch Vorplätze in vier Himmelsrichtungen sowie die Terrasse zur Spree. Nachdem Besucher*innen aus Berlin und der Welt den Ort annehmen und zunehmend nutzen, wird die grüne Gestaltung der Außenbereiche in den nächsten Jahren weiterentwickelt.
Architekt Franco Stella über italienische Moderne und ihre Nutzer
mit Franco Stella und Sigurd Hauer FSP
Das große Foyer eine Agora oder ein Theater, der Schlüterhof eine Piazza: In seinem Entwurf für das Humboldt Forum hat der italienische Architekt Franco Stella die Teilrekonstruktion der Schloßfassaden mit inszenierten Stadträumen für ein neues Stadtquartier in seiner eigenen Formensprache verbunden.
mit Valerie Otte und Rebecca Lomfeld über ihre Figuren)
Bevor eine Figur ein Gebäude schmückt, sind viele viele Schritte notwendig: Von der Idee zur Zeichnung zum Tonmodell – und wie geht es dann weiter? Was machen Bildhauer*innen heute anders als vor 300 Jahren? Und wie lange werden die Sandsteinfiguren in Wind und Wetter halten?
mit Ada Kösler und Steffen Werner über Sandsteinfiguren für Portal 5
Was ist Barock an sich? Gibt es ein Barock des 21. Jahrhunderts? Welche Haltung verkörpern Figuren, die barock anmuten, ohne Abbilder oder Allegorien zu sein? Wer kann zwischen Himmel und Erde stehen, auf den Balustraden tanzen, Luft und Stein verbinden?
Thomas Herrmann, Beratender Ingenieur
Nachhaltiges und energieeffizientes Bauen wird immer wichtiger. Schon bei der Planung des Humboldt Forums sind die aktuellsten Erkenntnisse eingeflossen; 2021 wurde die größte Geothermieanlage Berlins in Betrieb genommen; in den vier Jahren seit der Eröffnung konnte der Energieverbrauch optimiert werden; in Zukunft werden Solardächer bei der Energiegewinnung helfen.
Hanno Hochmuth, Leibniz Zentrum für Zeithistorische Forschung , Potsdam
Der Ort auf der Spreeinsel gehört zu den vielschichtigsten in Berlin. Aber wie stellt man diese Geschichte in einem Neubau aus? Die Architektur des Hauses erinnert in monumentaler Form an das historische Berliner Schloss – aber wie thematisiert man das Abwesende, zum Beispiel den Palast der Republik? Das versuchen die vier Dauerausstellungen und das Programm zur Geschichte des Ortes zu ergründen.
Beteiligte
Larry Bonćhaka (geb. 1994) ist ein ghanaischer Multimedia-Künstler, dessen Arbeit sich mit Identität, materieller Kultur, Gemeinschaft und Zusammenleben auseinandersetzt. Seine zwei- und dreidimensionalen Werke reflektieren alltägliche Produktions- und Bedeutungsprozesse. Er studierte an der Kwame Nkrumah University in Kumasi und schloss kürzlich sein Studium an der Städelschule in Frankfurt ab. Bonćhaka ist Mitgründer der Kollektive ASAFO Black und Commune 6×3. 2022 nahm er mit Commune 6×3 und blaxTARLINES an einem Forschungsprojekt im Rahmen der DOCUMENTA 15 teil.
Ralf de Moll geboren 1961 in Saarlouis, BRD. Ausbildung zum Steinbildhauer.
Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Zusammenarbeit als Dellbrügge & de Moll seit 1984. Leben seit 1989 in Berlin.
Christiane Dellbrügge, geboren 1961 in Moline, Illinois, USA.
Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe sowie der Literaturwissenschaft an der Albrecht Ludwigs Universität Freiburg und der Universität Karlsruhe.
Hartmut Dorgerloh ist ein deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger. Seit 1. Juni 2018 ist Dorgerloh Generalintendant des Humboldt Forums in Berlin.
Nach der Wiedervereinigung wechselte Dorgerloh zum Jahresbeginn 1991 in das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des kurz zuvor wieder begründeten Landes Brandenburg. Dort leitete er das Referat für Denkmalschutz, das die Aufgaben der Obersten Denkmalschutzbehörde des Landes wahrnahm und u. a. das erste Denkmalschutzgesetz (1991) in den ostdeutschen Ländern verantwortete. Von 1997 bis 1999 zählte zu seinen Aufgaben auch die Stiftungsaufsicht und der Vorsitz der Referentenkommission der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. 1999 wurde Dorgerloh im Auftrag des Landes Gründungsbeauftragter für das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) in Potsdam und verantwortete dessen Eröffnungsausstellung „Marksteine – Eine Entdeckungsreise durch Brandenburg-Preußen“ im Rahmen des Projektes „Preußen 2001“. Vom 1. August 2002 bis zum 31. Mai 2018 war Hartmut Dorgerloh Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG).
Zu den Höhepunkten des Ausstellungsprogramms der von Dorgerloh geleiteten SPSG gehörten „Miss Preußen 2010. Drei Ausstellungen für die Königin“ (Luise), „Friederisiko“ anlässlich des 300. Geburtstages Friedrichs II. von Preußen 2012, „FRAUENSACHE. Wie Brandenburg Preußen wurde“ 2015 und „Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ 2017.
Dorgerloh ist seit 2004 Honorarprofessor an der Humboldt-Universität Berlin; er hat Lehraufträge an der Universität Bern und der Fachhochschule Potsdam wahrgenommen.
Sigurd Hauer übernahm die Projektleitung für die Planung des Gebäudeinneren im Büro Stella.
Thomas Herrmann ist Diplom-Ingenieur für Versorgungstechnik und Energieberater und Leiter des Bereichs Facility Management der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.
Dr. Hanno Hochmuth, geb. 1977 in Ost-Berlin, ist Historiker am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und lehrt Public History an der Freien Universität Berlin. Publikationen u. a. Berlin. Das Rom der Zeitgeschichte (Berlin 2024); Stadtgeschichte als Zeitgeschichte. Berlin im 20. Jahrhundert (Hg. mit Paul Nolte, Göttingen 2019); Kiezgeschichte. Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin (Göttingen 2017).
Büroleitung
Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin
seit 2020 Lehrauftrag an der Berliner Hochschule für Technik (BHT) und
Preisgerichtstätigkeit
2012 Eintragung Architektenkammer Berlin als Landschaftsarchitektin
seit 2010 Büroleitung bei bbz landschaftsarchitekten
Bürozugehörigkeit seit 2007
Landschaftsarchitekturstudium an der Technischen Universität Berlin (D) und an der
Wageningen University (NL)
Ada Kösler hat als historisch arbeitende Bildhauerin Skulpturen für das Humboldt-Forum in Berlin gestaltet.
Anna Kühne arbeitet im Projektmanagement in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Berlin.
Rebecca Lomfeld ist Bildhauerin und Dozentin aus Berlin.
Philipp Oswalt engagierte sich bereits in jungen Jahren politisch, etwa in der Bürgerinitiative gegen die Startbahn West, der Friedensbewegung und bei den Grünen, für die er von 1982 bis 1984 als Vorstandsmitglied und Pressesprecher in Frankfurt tätig war. Während seines Architekturstudiums, das er von 1984 bis 1988 an der Technischen Universität Berlin und der Hochschule der Künste absolvierte, arbeitete er auch beim freien Radio Freies Dreyeckland in Freiburg mit. Beruflich prägte ihn zunächst seine redaktionelle Tätigkeit bei der Architekturzeitschrift Arch+ (1988–1994), bevor er in den renommierten Büros von Rem Koolhaas (OMA) und MVRDV tätig war. Mit seinem eigenen Büro, gegründet 1998, gewann er u.a. den Wettbewerb zur Neugestaltung der Gedenkstätte Ravensbrück; international bekannt wurde er durch das Projekt Schrumpfende Städte (2002–2008) für die Kulturstiftung des Bundes. Lehr- und Leitungstätigkeiten führten ihn von der BTU Cottbus nach Kassel, wo er seit 2006 als Professor wirkt, sowie zur Stiftung Bauhaus Dessau, deren Direktor er von 2009 bis 2014 war.
Der Architekt Prof. Franco Stella gewann 2008 den Wettbewerb um den Wiederaufbau des Humboldt Forums im Berliner Schloss. Seit 1990 unterrichtet er an der Universität Genua. Zudem führt er ein Architekturbüro in Vicenza.
Trantenroth studierte zunächst bei Ulrich Erben an der Kunstakademie Münster und später an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er 1996 als Meisterschüler von Jan Dibbets abschloss. Während seines Studiums war er Stipendiat an der Cité Internationale des Arts in Paris und nahm am Graduierten-Stipendium des Landes NRW mit dem Projekt „silencer“ teil. In den Jahren nach dem Abschluss arbeitete er als freischaffender Künstler und verbrachte längere Zeit im Ausland, darunter ein Jahr in New York. Lehraufträge führten ihn an die Leibniz Universität Hannover, die Universität der Künste Berlin und schließlich als Professor an die Hochschule der bildenden Künste Essen. Neben seiner freien künstlerischen Praxis, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, realisiert er seit 2006 zahlreiche Kunst-am-Bau-Projekte und wurde 2017 mit dem ersten Preis für eine Wandmalerei im Berliner Humboldt Forum ausgezeichnet.
Bereits während seines Studiums gründete er die Agentur fantomas, mit der er sich auf Designberatung, strategische Konzeptentwicklung und räumliche Markeninszenierung spezialisierte. Sein Fokus liegt auf der Schnittstelle zwischen Idee, Gestaltung und Raum, wobei er Marken ganzheitlich denkt und visuell erfahrbar macht.