Sophie Lewis: Die Familie abschaffen, um ihre Versprechen zu erfüllen?
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Englisch |
Mechanische Arena im Foyer |
Gehört zu: Care oder Chaos? |
In diesem Vortrag geht es um eine ehrliche Auseinandersetzung mit einem Thema, das uns alle betrifft: die Familie. Die Autorin Sophie Lewis zeigt, dass Familie zwar ein Ort von Liebe und Fürsorge sein kann, aber oft auch von Überforderung, Ungleichheit und Schmerz geprägt ist. Deshalb gab es über die Jahrhunderte hinweg viele unterschiedliche Modelle des Zusammenlebens und der Reproduktion.
Lewis fragt – insbesondere im Kontext von Care-Arbeit: Warum gehen wir eigentlich davon aus, dass ausschließlich die Familie für Fürsorge zuständig sein sollte? Und was wäre, wenn wir uns andere Formen des Zusammenlebens vorstellen – gerechter, solidarischer und offener für alle?
„Die Familie ist eine begrenzte und begrenzende Technologie“, sagt Lewis. Mit Beispielen aus der Geschichte, der Philosophie sowie aus queeren und feministischen Bewegungen zeigt der Vortrag, wie Menschen schon lange nach Alternativen zur traditionellen Familie suchen. Dabei geht es weniger darum, Familie „abzuschaffen“, als vielmehr darum, neue Wege des Miteinanders zu denken. Dafür prägt Lewis das englische Wort „familying“ – jenseits fester Rollen und Zwänge.
In ihrem Beitrag Doing, not Being, Family im Begleitbuch zur Ausstellung Beziehungsweise Familie plädiert sie für ein aktives Verständnis von Verwandtschaft.
Ein Vortrag für alle, die sich für soziale Fragen, Gerechtigkeit und neue Ideen für unser Zusammenleben interessieren. Offen für alle – keine Vorkenntnisse nötig.
Ablauf
Einleitung und Moderation: Solvej Ovesen, Programmkuratorin
Vortrag Sophie Lewis
Gespräch zwischen Sophie Lewis, Anguezomo Nzé Mba Bikoro – Performance Im Traumhaus – und Logan February
„Black Rainbow“ – Gedicht von Logan February
Beteiligte
Sophie Lewis ist eine unabhängige Wissenschaftlerin und Autorin mit Sitz in Philadelphia. In den letzten fünf Jahren war sie Gastwissenschaftlerin an der University of Pennsylvania. Zuvor studierte sie englische Literatur und absolvierte anschließend einen Master in Umweltpolitik an der Universität Oxford. Nach einem Fulbright-Stipendium an der New School promovierte sie an der Universität Manchester. Derzeit arbeitet Lewis an einem Buch für Penguin: The Liberation of Children (erscheint 2027) sowie an einer Essaysammlung für Haymarket: Femmephilia (erscheint 2026). Sie ist Autorin von Full Surrogacy Now (Verso, 2019), Abolish the Family (Verso, 2022, deutsch: Die Familie abschaffen, Fischer 2023) und Enemy Feminisms: TERFs, Policewomen, and Girlbosses Against Liberation (Haymarket, 2025). Lewis unterrichtet Online-Kurzkurse für das Brooklyn Institute for Social Research und veröffentlicht Essays in verschiedenen Publikationen, darunter die London Review of Books und die Anthologie „Selber Schuld“ des Hanser Verlags.
Anguezomo Nzé Mba Bikoro ist ein*e interdisziplinäre*r bildende*r Künstler*in, Autor*in, somatische*r Körpertherapeut*in, Menschenrechtsaktivist*in und Kurator*in, they BiPOC– und Queer-Gruppen mit integrativen Ansätzen unterstützt, die humanistische und abolitionistisch inspirierte Methoden, Enttraumatisierungsinstrumente sowie kognitive Verhaltenstherapie (insbesondere für C-PTSD) und Ahnenheilungsarbeit kombinieren. Anguezomos abolitionistischer Ansatz ist geprägt von dekolonialen, verkörperten Praktiken und einem Bewusstsein für Rassismus, Diskriminierung und Geschlechtsidentität. Anguezomos Praxis würdigt queere Geschichten und indigene Kämpfe, wobei they sich auf die Bakongo-Kosmologie, Obeah- und Orixa-Praktiken konzentriert, die Gemeinschaften stärken und Ressourcen teilen, um Instrumente der Sicherheit für Selbstbewusstsein und Transformation in der psychischen Gesundheit zu schaffen. Their Arbeiten zu Kräuterkunde und Ahnenheilung legen oft die miteinander verwobenen kolonialen Geschichten von Migration und Ökologie in ortsspezifischen Räumen offen, um Vorurteile abzubauen und unabhängige emanzipatorische Werkzeuge für Befreiung, Bildung und Wiedergutmachung zu schaffen. They verbrachten die letzten Jahre damit, Menschenrechtsorganisationen zu unterstützen, indem sie Paraökologien als forensische Instrumente für Gerichtsverfahren einsetzten, um sich für die Gerechtigkeit für ermordete schwarze Frauen in deutschen Flüchtlingslagern einzusetzen. Dabei nutzten Anguezomo Nzé Mba Bikoro Pflanzen-Echologien und Schallschwingungen, das mineralische Herz der Ozeane, geologische Böden und Felsformationen, um koloniale Vertreibungen, landwirtschaftliche Kriege und Völkermorde in Namibia, Gabun, Kenia und Marokko nachzuverfolgen und antikoloniale Meditationen zu schaffen sowie koloniale Verbrechen in der deutschen Geschichte zu archivieren.
Logan February, geboren 1999 in Anambra, Nigeria, ist nicht-binäre*r Dichter*in, Essayist*in, Sänger*in, Songwriter*in und LGBTQ-Aktivist*in. Neben Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften hat Logan bisher drei Lyrikbände – How to Cook a Ghost (2017), Painted Blue with Saltwater (2018), Garlands (2019) – und den Gedichtband In the Nude (2019) veröffentlich, die z.T. ins Spanische, Italienische und Niederländische übersetzt wurden. Im Jahr 2020 wurde Logan February mit dem Future Awards Africa Prize for Literature ausgezeichnet. Im Frühjahr 2024 kam im Engler Verlag der Sammelband „Mental Voodo“ in Deutsch, Englisch und Yoruba heraus. Logan February war 2024 Stipendiat im Berliner Künstlerprogramm des DAAD und trat in Berlin u. a. beim Afrolution Festival, dem African Book Festival, dem ILB, dem Poesiefestival und im Literarischen Colloquium auf. Gefördert im Programm „Weltoffenes Berlin“ ist Logan February 2025 „poet in residence“ im Humboldt Forum.
Logan February wird gefördert im Programm „Weltoffenes Berlin“.
