Hörraum
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wechselndes Programm alle 20 Minuten |
Deutsch, Englisch |
Rollstuhlgerecht |
2. OG |
Öffnungszeiten Mo, Mi, Do, So: 10:00 – 20:00 Uhr Fr, Sa: 10:00 – 22:00 Uhr Di: geschlossen |
Eine besondere Erfahrung wartet auf Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Klänge der Welt“: hinter der hellen Textilbespannung des ellipsenförmigen „Hörraums“ im Zentrum des Ausstellungsbereichs verbirgt sich eine komplexe Lautsprecheranordnung. Diese ist in der Lage, ein dreidimensionales Hörerlebnis zu erzeugen. Grundlage dafür ist ein Computersystem, das die installierten Lautsprecher in Echtzeit so ansteuert, dass verschiedene akustische Raumwirkungen möglich werden: Abbildungen realer Räume, Erzeugung virtueller Klangumgebungen, statische und bewegte Klänge.
Während der Öffnungszeiten des Museums präsentieren wir im 20-minütigen Wechsel akustische Kunstwerke. Sie haben zum Teil dokumentarischen Charakter, andere Installationen sind Klagkunstwerke im engeren Sinn. Das Programm wird ständig erweitert, allein darum werden sich regelmäßige Besuche des Hörraums lohnen. Das (Hin-)Hören hat einen Platz im Museum verdient – und gefunden.
Aktuelles Hörprogramm
Christof Vonderau
Fadenfiguren begleiteten in Kiribati die Erzählung vom Entstehen der Welt, den Aufbruch zur See, die Gedichte der Verliebten, die Betrachtung des Sonnenunterganges, den zeremoniellen Weg ins Jenseits, Erzählungen vom Reich des Meeres, der Gestirne, die spielerische Sicht auf die Natur. Am Strand aufgeführt begleiteten sie zugleich die Ankunft der ersten Europäer.
Können Fadenfiguren den Zusammenhalt der Welt heute noch fassen? Gibt es durch die Vielfalt der Begegnung und den Klimawandel mehr Nähe oder mehr Entfernung zwischen den Inseln Kiribatis und den Industriemetropolen.
Mit dieser Frage habe ich mich in der Komposition Der Brunnen der Sonne beschäftigt und Texte aus dem Archiv von Gerd Koch (1963/64), von Sir Arthur Grimble (1951), Captain Charles Wilkes (1845) und aus dem U.S. Atoll Report (1960) für Tenor, Bariton und Konzertgitarre vertont.
Ulrich Wegner und Marcus Thomas
»sufisonics« thematisiert das religiöse Erleben und Handeln von Muslimen und Muslimas in Deutschland. Akustisch vorgestellt wird eine Sufi-Gemeinde in Hamburg, die Tariqa Burhaniya. Die islamische Mystik, der Sufismus, betont – im Widerspruch zum orthodoxen Islam – den Weg des Einzelnen zu einer Einheit mit Gott.
Im Februar 2015 konnte in Hamburg das an jedem Donnerstag stattfindende Gemeinschaftsritual (hadra) umfassend dokumentiert werden. Das an diesem Abend gewonnene Material bildete die Grundlage für die Arbeit an der Klanginstallation.
In »sufisonics« begegnen uns die Burhanis und Burhaniyas nicht nur als musikalische und rituell Handelnde; sie erhalten das Wort und berichten über die hadra und ihre spirituellen Erfahrungen. Die Beiträge in Arabisch und Deutsch spiegeln die zweisprachige Welt einer muslimischen Gemeinde in einer deutschen Großstadt wider.
»sufisonics« kombiniert einen dokumentarischen mit einem klangkünstlerischen Ansatz.
Marc Sinan
Der einst reißende Strom ist heute fast versiegt. Seit Jahrtausenden bringt der Fluss, der auf Persisch Amu Darya und auf Griechisch Oxus heißt, kulturelle Reichtümer hervor, die von China bis nach Westeuropa ausstrahlen. Heute ist er zum Symbol für den Raubbau des Menschen an der Natur geworden. Doch nicht nur die Natur Zentralasiens ist bedroht, auch die traditionelle Kultur verschwindet mit rasender Geschwindigkeit und wird von Globalisierung und Verwüstung verdrängt.
Marc Sinan hat eine weitläufige Reise durch Usbekistan unternommen und gemeinsam mit Markus Rindt, dem Leiter der Dresdner Sinfoniker, Musiker gefilmt, die jahrhundertealte, immer schon kosmopolitische Musiktraditionen weiterleben lassen. Die Ergebnisse seiner Recherche präsentiert er in Form einer kammermusikalischen Suite, einem Roadmovie, für Gitarre, Klarinette, Cembalo und Schlagzeug.
Moritz Fehr
In den Jahren zwischen 1915 und 1918 nahmen Mitarbeiter der sogenannten Königlich Preußischen Phonographischen Kommission im Kriegsgefangenenlager Königsbrück bei Dresden die Stimmen des Lagerinsassen auf Wachswalzen und Schellackplatten auf.
Grigori Kim (Kim Hong-Jun), der als Soldat der russischen Armee hier festgehalten wurde, sang hier am 22. November 1916 unter anderem das koreanische Volkslied Susimga ein. Die Aufnahme des Liedes ist bis heute erhalten und Teil der Sammlung des Lautarchivs Berlin.
Die Raumklangkomposition Datenerhebung (Ein Traurigkeitslied) setzt sich mit dieser Aufnahme von Susimga und ihrer Bedeutung für die Gegenwart auseinander. Aufgrund der Zwangssituation bei der Aufnahme sowie der bis heute ungeklärten Fragen bezüglich der Urheber- und Persönlichkeitsrechte des Sängers Grigori Kim wird die historische Aufnahme hier nicht wiedergegeben.