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Die Familie gilt oft als der kleinste, aber wichtigste Baustein der Gesellschaft – überall auf der Welt. Familie und Verwandtschaft bestimmen soziale Beziehungen und Zugehörigkeit durch Geburt, Heirat oder Adoption. Sie prägen soziale Rollen und Erwartungen. Menschen helfen sich gegenseitig und arbeiten zusammen. Sie tragen füreinander Verantwortung und teilen ihre Ressourcen. Verwandtschaftliche Beziehungen beeinflussen, wie größere Gruppen entstehen, Besitz und Traditionen weitergegeben und Aufgaben und Pflichten verteilt werden.

In der Familie lernen Kinder erstmals zu kommunizieren, zu sprechen und die Normen und Werte zu verstehen, die das tägliche Leben bestimmen. Innerhalb der Familie werden Sprache und Lebensweisen von einer Generation an die nächste weitergegeben – sei es durch Geschichten, Feste, Ermahnungen und Regeln oder einfache Alltagsgewohnheiten. Auf diese Weise hält die Familie Sprache und Kultur lebendig.

Staatliche Maßnahmen und politischer Druck – wie erzwungene Assimilation oder diskriminierende Gesetze – schränken Familienmitglieder ein, ihre Sprache und ihr kulturelles Erbe weiterzugeben. Migration und Vertreibung schwächen die Verbindungen innerhalb und zwischen Familien und Gemeinschaften und beeinträchtigen die Weitergabe von Sprache und Kenntnissen zwischen den Generationen. Die Globalisierung verstärkt diese Dynamiken. Da dominante Weltsprachen im Bildungsbereich, bei der Arbeit und in den Medien immer häufiger werden, verlieren lokale Sprachen und Minderheitensprachen oft an Bedeutung. Gemeinsam bedrohen diese Entwicklungen die kulturelle Identität. Für viele Gemeinschaften ist es schwer, ihre Sprachen und Kulturen in einer zunehmend globalisierten Welt zu bewahren.

In den Filmen der Ausstellung werden Sie Menschen aus Indigenen Gemeinschaften begegnen, die ihre Sprache und ihre Kultur dokumentieren, bevor es zu spät ist. In Zusammenarbeit mit dem Endangered Languages Documentation Programme und dem Endangered Languages Archive archivieren sie ihr Material und nutzen es, um Bilderbücher sowie Lern- und Unterrichtsmaterialien für ihre Gemeinschaften zu erstellen. Für diese Ausstellung haben sie ihre Ansichten über die Rolle der Familie und die Bedeutung von Verwandtschaftsbeziehungen festgehalten. Sie beschreiben ihre Lebensweise und die Veränderungen, die sie gegenwärtig in ihren Gemeinschaften erleben.

Auf dem Foto nimmt Nlabephee Kefas Othaniel seinen Onkel Pa Kanawa Musa auf. Er dokumentiert Dza, die Sprache seiner Gemeinschaft in Nigeria, einem Land mit 600 Sprachen. Immer weniger junge Menschen lernen und sprechen Dza und kennen die überkommenden Lebensweisen der älteren Generation. Nlabephee, ist der älteste und einzige von sechs Geschwistern, der noch Dza spricht, wenn auch nur teilweise. Seine Geschwister sprechen hauptsächlich Hausa und etwas Englisch.

 

Eine temporäre Ausstellung der Stiftung Humboldt Forum (SHF) im Berliner Schloss und des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in Zusammenarbeit mit dem Endangered Languages Archive & Endangered Languages Documentation Programme der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Ute Schüren, Kuratorin Amerikanische Archäologie, Sammlung Mesoamerika, Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Mandana Seyfeddinipur, Direktorin Endangered Languages Archive & Endangered Languages Documentation Programme, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.

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