Ein weiterer Marshallplan?
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Kostenfrei |
Bitte buchen Sie Ihr Ticket vorab online oder an der Kasse im Foyer. |
Dauer: 60 min |
ab 14 Jahre |
Deutsch |
Rollstuhlgerecht |
Humboldt Labor, 1. OG |
Gehört zu: Nach der Natur |
Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann in Europa die Umsetzung des Marshallplans. Nach den Verheerungen des Faschismus, aber auch aus Furcht vor einer weiteren Ausbreitung des Kommunismus setzte die US-Regierung alles auf eine ökonomische Stärkung der europäischen Gesellschaften – und investierte gigantische Summen in den Kontinent westlich des Eisernen Vorhangs. Denn in der Zwischenkriegszeit hatte auch wirtschaftliches Elend dazu beigetragen, dass sich politischer Extremismus in Massenbewegungen verwandelt hatte.
Bestimmt war die Wirtschaftspolitik Washingtons nach 1945 von dem Gedanken, den Europäern das US-amerikanische Erfolgsrezept zu vermitteln: Auf hohe Produktivität und die Entwicklung eines kontinentalen Markts – so die Maxime – würden Wohlstand und demokratischer Zusammenhalt folgen. Durch wirtschaftliche Stärkung sollte das westliche Europa ein Bollwerk gegen den Kommunismus werden.
Zum 75. Mal jährt sich im Juni 2022 die Rede des US-amerikanischen Außenministers George C. Marshall, in der er den später nach ihm benannten Plan vorschlug. Doch ist der Zusammenhang zwischen Wohlstand, Pluralismus und Demokratie bis heute umstritten. Auch in integrierten Wirtschaftsgemeinschaften sind Demokratien fragile Gebilde geblieben. Die Populismen innerhalb der EU, aber auch der Ukrainekrieg belegen, dass Nationalismus und Autoritarismus in Europa wieder an Attraktivität gewonnen haben. Wenn es aber derzeit etwa um den Wiederaufbau der Ukraine oder gar eines Russlands nach Putin geht, stellt sich die Frage: Sind die Erwartungen des Marshallplans tatsächlich in Erfüllung gegangen? Benötigen wir heute einen neuen Marshallplan und kann er mögliche politische Blaupause oder Inspiration sein? Ein Podium aus Expert*innen debattiert.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Eine Kooperation des Exzellenzclusters SCRIPTS, der US-Botschaft in Berlin und des Humboldt Labors.
Teilnehmer*innen
David Ellwood ist Senior Adjunct Professor für Europäische und Eurasische Studien an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies (SAIS) Europe. Seit 2020 ist er Fellow der Einaudi-Stiftung in Turin, Italien. Bis November 2012 war er außerordentlicher Professor für zeitgenössische internationale Geschichte an der Universität von Bologna und Präsident der International Association for Media and History (1996-2002). Sein Forschungsschwerpunkt ist die amerikanische (Kultur-)Macht in der europäischen Zeitgeschichte. Neben zahlreichen anderen Werken erschien im Juli 2021 sein umfangreiches Werk „America and the Politics of modernization in Europe“ bei Oxford University Press sowie „The Shock of America. Europe and the Challenge of the Century“ (2016). Ellwood publiziert regelmäßig Artikel und Rezensionen in wissenschaftlichen Zeitschriften, politischen Foren und Nachrichtenmedien.
Professor Dr. Jessica Gienow-Hecht ist Historikerin für internationale und nordamerikanische Geschichte, Vorsitzende des Fachbereichs Geschichte am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikanische Geschichte (Freie Universität Berlin), ehemalige Heisenberg-Stipendiatin sowie Inhaberin des Alfred-Grosser-Lehrstuhls an der Sciences Po (Paris). Sie hat an zahlreichen Universitäten in Deutschland, den USA und in Japan gelehrt. Gienow-Hechts jüngste Forschung und Veröffentlichungen konzentrieren sich auf Humanitarismus und Nation Branding, hier insbesondere auf die Verbindung zwischen Humanitarismus, Interventionismus, Gender und Selbstrepräsentation in den Außenbeziehungen der USA. Sie arbeitete als Journalistin (FAZ, Die Welt, Süddeutsche, Neue Rhein-/Ruhr Zeitung u.a.) und ist mit weiterhin mit Beiträgen zu den transatlantischen Beziehungen und Nordamerika in den Medien präsent.
Dr. Sergey Lagodinsky ist Mitglied des Europäischen Parlaments, Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz. Bis Juni 2019 war er Leiter des Referats EU/Nordamerika der Heinrich-Böll-Stiftung. Zuvor arbeitete Sergey Lagodinsky als Anwalt bei Orrick, Herrington & Sutcliffe LLP. Von 2003 bis 2008 war er als Programmdirektor und Berater der Leitung für das Berliner Büro des American Jewish Committee tätig. Seine Fachexpertise liegt insbesondere in transatlantischen Beziehungen, Völker- und Verfassungsrecht, sowie Recht und Politik der Vielfalt und Integration. In seinem 2014 erschienenen Buch „Kontexte des Antisemitismus“ untersucht er das Verhältnis zwischen Antisemitismus und Meinungsfreiheit in Deutschland und im Völkerrecht. Lagodinsky ist regelmäßiger Gast und Kommentator in zahlreichen Medien.
Petra Pinzler ist mehrfach ausgezeichnete Journalistin und Autorin. Sie studierte Wirtschafts- und Politikwissenschaftlerin und besuchte die Kölner Journalistenschule. Seit 1994 gehört Petra Pinzler zur Redaktion der ZEIT. 1998 -2001 war sie als USA-Korrespondentin in Washington, danach Europakorrespondentin in Brüssel. Für Ihre journalistische Arbeit zu den Themen Freihandel und Umweltverhalten erhielt sie 2014 den Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus und 2018 den Umweltmedienpreis. Seit 2009 ist Petra Pinzler Mitglied der Hauptstadtredaktion der ZEIT in Berlin für den Politik- und Wirtschaftsbereich.