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Ein chinesisches Rollbild wie eine Szene aus einem Action Film: Ein Reiter erschiesst mit Pfeil und Bogen einen vor ihm galoppierenden Krieger. Das chinesisch-deutsche Paper Tiger Theater Studio hat sich vom Rollbild in der Sammlung des Museums für Asiatische Kunst inspirieren lassen und spannt in seiner Tanz-Video-Installations-Performance einen Bogen von den chinesischen Feldzügen und ihre Feier im Kaiserpalast über die kolonialen Plünderungen Pekings im sogenannten Boxerkrieg 1900-01 bis ins China von heute. Fünf Tänzer*innen treffen einen Zeitzeugen von Honeckers China-Reise, ein Skateboarder trifft auf eine Trommlerin, Videokunst trifft Maskerade.

 

Trailer
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss/ Foto: Frank Sperling

Performance: Raul Aranha, Simon Chatelain, Oksana Chupryniuk, Hu Shengnan (percussion), Gong Zhonghui / Lee Yi-Chi, Thomas Halle / Ariel Nil Levy, Hans-Jürgen Schreiber, Mieko Suzuki (DJ), Wang Yanan

Regie Tian Gebing, Choreographie Wang Yanan, Bühne Eva Veronica Born, Dramaturgie Christoph Lepschy, Kuratorin Chen Shuyu, Musik Mieko Suzuki, Hu Shengnan,  Kostümkonzept Chen Shuyu, Tian Gebing, Videodesign Andreas König, Julia Kuhnert, Daniela Prochaska, Künstlerische Mitarbeit Andreas Gedin

Regieassistenz Li Jingwen, Bühnenbildassistenz Lioba Bangert, Kostümassistenz Lam Ophelia, Aline Suter, Marina Yasinover, Mitarbeit Kostümherstellung  Noemie Cassagnau, Yan Thung Ho, Elena Popva, Edgar Schlüter, Choreographieassistenz Xie Yuchen, Übersetzung Li Binyao, Übertitel Nora Rose, Xie Yuchen, Künstlerische Koordination Liu Chao, Videoaufnahmen Tong Xin, Jiang Dingding

 

Wir sehen den tödlichen Augenblick eines kriegerischen Aktes: von einem Pfeil getroffen und schmerzhaft gekrümmt flieht ein dzungarischer Reiter im vollen Galopp. Hinter ihm ebenfalls zu Pferd ein mandschurischer Offizier der kaiserlichen Armee, Machang, den Bogen in der Hand und im Begriff dem Fliehenden einen weiteren Pfeil hinterherzuschicken. Die Bildrolle „Machang durchbricht die feindlichen Reihen“ entstand 1759 in Peking und ist Teil eines großangelegten Propagandaprogramms, das der Qianlong-Kaiser (1736-1795) nach Abschluss des siegreichen Feldzugs gegen die Dzungaren (heute Xinjiang) bei seinem Hofmaler Lang Shining alias Giuseppe Castiglione (1688-1766) in Auftrag gab. Es soll seine Expansionspolitik im Nordwesten und Süden des Reiches verherrlichen. Der italienische Jesuit Giuseppe Castiglione lebte seit 1714 in Peking. Er konnte dort zwar nicht wie ursprünglich geplant seiner Missionstätigkeit nachgehen, brachte es aber zum vom Kaiser hochgeschätzten Hofmaler. Auf bislang noch ungeklärten Wegen gelangte das Bild entweder über den Kunsthandel vermutlich in der Folge von Plünderungen während des „Boxerkrieges“ 1900/1901 von Peking oder in Folge der Wirren während der Revolution von 1911 von Shenyang über Hamburg 1914 nach Berlin, wo es heute Teil der Sammlung des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum ist. Die Provenienz wird, zusammen mit anderen Werken aus dem Kaiserlichen Palast, in deutschen Museen derzeit erforscht.

 

In der Verbindung von realistischer Tradition in der Europäischen Malerei und Chinesischer Ästhetik schuf Castiglione, zusammen mit Malern seiner Werkstatt, eine frühe Form transkulturellen Austauschs, gleichsam in Szene gesetzt in der Situation von Verfolger und Flüchtendem. Diese konkrete Szene ebenso wie die komplexe Geschichte des Gemäldes bilden den Ausgangspunkt für eine performativ-installative Recherche in den historischen und zeitgenössischen Kontexten von Kolonisation und Revolution. Dabei begreift Paper Tiger das Bild wie eine Sonde zur Erforschung der Gegenwart. Als Objekt, das Zeiten und Räume durchquert hat, an der Schnittstelle zwischen Künstler und Kaiser, zwischen Mensch und Tier, zwischen imperialer Macht und ohnmächtigem Widerstand, stellt es uns fundamentale Fragen.

Idee und Regie: Tian Gebing

 

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Paper Tiger Theater Studio

Das „Paper Tiger Theater Studio“ (Beijing/Berlin) ist ein unabhängiges Theaterkollektiv, das 1998 von Tian Gebing in Beijing gegründet wurde und seit drei Jahren auch einen Sitz in Berlin hat. Künstler*innen mit unterschiedlichem professionellem Hintergrund aus den Bereichen Tanz, Theater und bildende Kunst versammeln sich hier zur Entwicklung von Theaterprojekten im Grenzgebiet von Theater, Performance und Tanz. Zentraler Ausgangspunkt der Theaterarbeit ist die unmittelbare Realität nicht nur der zeitgenössischen chinesischen Gesellschaft. Die Alltagsrealität in ihrer brutalen Absurdität wird als Material und Struktur der Aufführungen verwendet, in andere Kontexte versetzt, übersetzt, missverstanden, mit literarischen Fiktionen erweitert, und dergestalt transformiert, dass ein Austauschprozess zwischen gesellschaftlichen und performativen Räumen in Gang kommt.

Von 2010 bis 2015 verfügte Paper Tiger in Beijing über eigene Theaterräume, in denen auch Künstler*innen anderer Disziplinen arbeiten konnten und so ein gemeinsames künstlerisches Netzwerk formten, das die Theaterlandschaft in Beijing entscheidend mitprägte. Die Inszenierungen der Compagnie waren unter anderem in Beijing, Shanghai, Hongkong, Singapur, Tokyo, Berlin, München, Hamburg, Antwerpen, Krakau, Zürich, Amsterdam sowie an vielen Orten in China zu sehen. In Deutschland war Paper Tiger bereits mit mehreren Projekten präsent, u.a. 2007 im Berliner HAU, Koproduktionen entstanden 2014 mit „Totally happy“ an den Münchner Kammerspielen und 2017 mit „500 Meter. Kafka, Great Wall or Images from the Unreal World and Daily Heroism“ am Hamburger Thalia Theater im Rahmen des Festivals Theater der Welt. 2021 entstand der zweite Teil einer Kafka-Trilogie mit dem Titel „Heart Chamber Fragments“ an den Münchner Kammerspielen. Zuletzt realisierte Paper Tiger 2022/23 mit „Her Face. Theatre about diasporic poetry, disappearance and hauntological reoccurrence” ein nomadisches Projekt in acht Berliner Wohnungen.

www.papertigertheater.com

 

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Besetzung

Kultur- und Medienpartner
Ming
MitVergnügen
Monopol
Tagesspiegel
visit Berlin
Mit Dank für die freundliche Unterstützung:
Goethe-Institut Beijing, Serinus e.V., Berlin und Hou Ming

 

Goethe-Institut
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