Erinnern und Erzählen sind dynamische Vorgänge, die sich gegenseitig beeinflussen. Wie verändert das Erzählen die Erinnerung und wie verändern sich Erinnerung und Erzählung mit jeder Wiederholung? Was gerät dabei ins Vergessen? Diesen Fragen widmet sich die zweite Spielzeit von MitWissenschaft.
Wer sich an Vieles erinnern muss, ob Einkäufe oder Vokabeln, kann bestimmte Tricks anwenden. Da gibt es beispielsweise die Loci-Methode: Man stellt sich ein Gebäude vor und weist einzelnen Räumen und den darin befindlichen Dingen Erinnerungen zu. Möchte man auf diese wieder zugreifen, geht man in der Vorstellung durch die einzelnen Räume und ruft sie wieder ab.
Als Gedächtnispaläste fungieren oft reale Gebäude und zwar, wie der Name nahelegt, gern große, um viel speichern zu können. Das Humboldt Forum etwa gäbe einen sehr guten Gedächtnispalast ab. Tatsächlich ist es schon einer und zwar im ganz buchstäblichen Sinn: Es steht nicht nur in einem der ältesten Teile Berlins, der aufs Engste mit der Berliner und der deutschen Geschichte verbunden ist; auch mit seinen Sammlungen, Ausstellungen und Veranstaltungen speichert es Erinnerungen, hält diese wach und aktualisiert sie. Beides ist ein guter Anlass für das Format MitWissenschaft, sich dem Thema Erinnerung zuzuwenden.
Hinzu kommt, dass sich Erinnerung und Vergessen, über spezifische Erinnerungen und Erinnerungsformen kontinuierlich verändern, was immer wieder, so auch aktuell, Debatten auslöst: Wer erinnert sich an was, wie und was erinnern wir und was vergessen wir, was gilt es, dem Vergessen zu entreißen?
Kurator*innen
ist Historiker und hat gerade eine Geschichte der Nostalgie geschrieben, die im Herbst erscheint. Er forscht zu Themenfeldern wie Populärkultur, Stadt, Erinnerung und Zeitlichkeit. In seinem aktuellen Projekt geht es um einen Mord im kaiserzeitlichen Berlin und dessen kulturelles Nachleben. Zusammen mit Uta Kornmeier hat er die Reihe „Erinnern – Erzählen“ kuratiert.
hat Kunstgeschichte und Museum Studies studiert und kuratierte mehrere Ausstellungen im Berliner Medizinhistorischen Museum. Seit 2020 ist sie Kuratorin für wissenschaftliche Veranstaltungen und Programme im Humboldt Forum.
MitWissenschaft 1. Spielzeit (2021-2022)
Von anderen Antiken bis zukünftige Vergangenheiten, von aktiven Stoffen bis zündende Synapsen – Wissenschaftler*innen teilen ihre Spitzenforschung mit dem Publikum.
Wissenschaft ist sowohl ein Fenster, durch das wir die Welt sehen, als auch ein Motor, um diese Welt zu verändern. Das Humboldt Forum bringt Gesellschaft und Wissenschaft miteinander in Kontakt. Die Vortragsreihe versteht sich als eine Fortsetzung von Alexander von Humboldts Kosmos-Vorlesungen. In diesen betrachtete der Forscher um 1820 die Welt aus einer globalen wissenschaftlichen Perspektive. Lebendig vermittelte er einem breiten Publikum, wie Natur und Kultur miteinander verzahnt sind und alle Phänomene in Wechselwirkung stehen.